Wenn man Platinum Games erwähnt, denken die meisten Fans wohl an den kommenden Action-Kracher Bayonetta 2, der im Laufe des nächsten Jahres exklusiv für die Nintendo Wii U erscheinen soll. Deutlich früher, nämlich ab dem 23. August, könnt ihr allerdings The Wonderful 101 in den Regalen der Händler finden, den anderen exklusiven Wii U-Titel von Platinum Games. Wir haben The Wonderful 101 einem ausführlichen Test unterzogen und verraten euch, was das Spiel taugt.
Das Launchfenster der Nintendo Wii U sah neben einigen Spielen direkt zu Release der Konsole in erster Linie eines: Verschiebungen von Spielen. Viele Titel wie Pikmin 3, Wii Fit U, Game & Wario oder The Wonderful 101 sollten im ersten halben Jahr nach dem Launch der Konsole erscheinen. Keines dieser Spiele ist allerdings in dieser Zeitperiode in den Regalen der Händler gelandet. Erst danach kamen die Spiele auf den Markt und mit The Wonderful 101 steht nun der nächste Titel ins Haus, den wir eigentlich schon lange hätten spielen sollen.
Die Geschichte von The Wonderful 101 beginnt dabei gespickt mit vielen Klischees und überrascht nicht wirklich. Eine außerirdische Macht greift die Erde an und es ist an euch, diese Bedrohung abzuwehren. Denn eine beträchtliche Anzahl an Schiffen der außerirdischen Geathjerks hat es bereits durch den Schutzgürtel der Erde geschafft und bläst zum Angriff. Um die Erde zu schützen wurde allerdings bereits eine Riege von 100 an sich ganz normalen Menschen ausgewählt, die mittels speziellen Anzügen Superkräfte entwickeln und zu den wundervollen 100 Helden gehören, die die Erde retten können. Warum das Spiel dann von 101 Wundervollen spricht? Na, ganz einfach, der 101. Superheld seid natürlich ihr, indem ihr die Kontrolle über die Helden übernehmt. Ihr steuert somit euren Protagonisten Will Wedgewood, einen Lehrer, der auch als Wonder-Red bekannt ist. In einem kurzen Tutorial werden euch dabei die grundlegenden Infos über die Steuerung des Spiels vermittelt. Ihr müsst allerdings schnell reagieren und die eingeblendeten Informationen verinnerlichen oder sie per Tastendruck später noch einmal auf den Bildschirm rufen.
So könnt ihr mit Doppelsprüngen und Dashs durch die Levels rasen, was bis zu diesem Zeitpunkt noch vergleichbar ist mit anderen Actiontiteln. Sobald es allerdings zum Kampf kommt, kann The Wonderful 101 die Muskeln spielen lassen. Gleichzeitig wird es in gewisser Weise auch unübersichtlich, denn das Kampfsystem ist ziemlich eigen. Grundsätzlich rückt ihr den außerirdischen Widersachern mit einfachen Attacken zu Leibe, die jedoch auf Dauer nur bedingt überzeugen können. Viel interessanter sind die Team-Attacken und die einzigartigen Morphing-Fähigkeiten eurer Helden. Sobald ihr ein paar Minuten gespielt habt, konntet ihr eine gewisse Anzahl an Passanten um euch versammeln, die euch wie die kleinen Pikmin aus Nintendos gleichnamigem Spiel verfolgen. In gewisser Weise könnt ihr eure Gefährten auch eure Opponenten angreifen und damit auf wuselnde Art und Weise attackieren lassen. Viel effektiver sind eure Angriffe aber, wenn ihr die Team-Attacken gezielt einsetzt. Mit euren Morphs könnt ihr eure Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes zur Waffe werden lassen, indem sie beispielsweise zur großen Faust, zum Schwert oder zur Peitsche mutieren.
Die Wahl der Mutation hängt dabei zum einen von den Wundervollen ab, die sich bereits zu eurer Truppe gesellt haben. Anfangs könnt ihr nur die Faust des roten Wundervollen ausführen, später kommen weitere Waffen dazu, indem weitere farbige Kollegen eurem Team beitreten. Um eure Fertigkeiten zu aktivieren, müsst ihr entweder mittels rechtem Analogstick oder per Zeichnung auf dem Touchscreen des Wii U GamePads bestimmte Symbole malen Anfangs erweist sich dabei die Variante mit dem Analogstick als die bessere, weil hier die Eingaben genauer erkannt werden. Wer allerdings ein paar Stunden in das Spiel investiert und den Dreh raus hat, kommt auch mit den Kommandos via Touchscreen gut zurecht. Je größer übrigens die Truppe an Superhelden ist, die ihr mit euch führt, desto größer und damit im Endeffekt auch kraftvoller fällt euer Angriff aus. Um noch mehr Schaden anzurichten und euer Punktekonto jubeln zu lassen, dürft ihr übrigens bis zu fünf dieser Attacken aneinander reihen.
Dies ist ein erstes Anzeichen dafür, dass The Wonderful 101 eines dieser Spiele ist, deren Grundlagen zwar leicht zu erlernen, die aber schwer zu meistern sind. Dazu passt es auch, dass ihr am Ende eines Levels jeweils eine Bewertung für die abgelieferte Leistung bekommt. Zusammen mit Medaillen werden dort auch Punkte verteilt, die ihr anschließend im internen Shop des Spiels ausgeben könnt. Hier dürft ihr euch neue Attacken und Combos Freischalten, mit denen ihr zum Beispiel ausweichen oder euch in einen Pudding verwandeln könnt, der feindliche Projektile zurück wirft. Zu kaufen gibt es aber auch Energiereserven, die eure Kraft wieder auffüllen.
Geht euch während der Levels die Energie aus, werdet ihr an einen der großzügig verteilten Rücksetzpunkte verfrachtet und dürft von dort erneut beginnen. Auch ein den großen Obermotzen zugefügter Schaden bleibt nach eurem Ableben erhalten. Somit ist sicher gestellt, dass ihr irgendwann im Spiel vorankommt und keine allzu großen Frustmomente erleidet. Auf der anderen Seite leidet unter jedem Ableben eure Bewertung im Level, was Profis dazu treibt die Levels möglichst optimal abschließen zu wollen. Die speziellen Morphs könnt ihr übrigens nicht nur einsetzen um eure Gegner zu plätten. Immer wieder ist es auch notwendig, mit diesen Fähigkeiten im Spiel selbst voranzukommen. Unter anderem gilt es beispielsweise mit eurer übergroßen Hand Hebel zu bewegen oder an Rädern zu drehen, um so Tore zu öffnen. Mal müsst ihr mit einer Kette eine Art Brücke zwischen zwei Gebäuden bauen, damit ihr diese überqueren könnt, ein anderes Mal müsst ihr eine Leiter an ein Haus werfen, damit ihr dieses erklimmen könnt.
Thema Gebäude: Hier hat man sich ein spezielles Feature einfallen lassen, welches nicht unbedingt überzeugt: Betretet ihr nämlich ein Gebäude, schaltet das Spielgeschehen um und ihr zockt künftig auf dem GamePad weiter, während ihr auf dem TV-Bildschirm nur das Äußere des Gebäudes seht. Dies mag zwar ein nettes Gimmick sein, wirkt aber ein wenig aufgesetzt, um hier das GamePad ins Spiel zu bringen. Im Off-TV Modus wird das Spiel aber genau aus diesem Grund nahezu unspielbar, da dann auf dem GamePad ein weiterer Mini-Bildschirm erscheint, bei dem ihr nur noch schwer etwas erkennen könnt. Generell kommt im Laufe des Spiels die Abwechslung nicht zu kurz. Neben den konstant erweiterten Fähigkeiten werdet ihr auch immer wieder in Sachen Gameplay überrascht. Ohne zuviel verraten zu wollen, aber Angriffe mit einer Turret Gun, Shooter-Passagen wie im Klassiker R-Type oder 3D-Tunnel im rasanten Gleitflug gehören genauso zu The Wonderful 101 und sorgen für Abwechslung. Wer nicht gerne alleine spielen will, darf sich in einem interessanten Mehrspieler-Modus vergnügen. Mit bis zu vier weiteren Freunden dürft ihr hier in verschiedenen Arenen antreten und Außerirdische im Team vermöbeln. Während ein Spieler dabei auf dem GamePad zockt, haben die anderen vier Spieler den geteilten TV-Bildschirm zur Verfügung. Schade dabei ist nur, dass lediglich die Wii U Pro Controller und der Classic Controller als Steuerungsvariante unterstützt wird. Die Kombination aus Wiimote und Nunchuk funktioniert nicht.
In Sachen Technik entfaltet The Wonderful 101 erst im Laufe des Spiels seine Schönheit. Vor allem der von Cutscenes geprägte Einstieg lässt den Titel oft recht schlicht und simpel wirken. Erst wenn es richtig zur Sache geht, ihr die ersten heftigen Explosionen und die großen Bossfights hinter euch gebracht habt, wisst ihr auch die Optik von The Wonderful 101 zu schätzen. Tolle Feuereffekte, große Explosionen und schöne Spiegeleffekte wissen zu gefallen. Einzig das Charakterdesign hätte etwas weniger mit Klischees beladen sein dürfen, denn das Wonder Black, The 8-Bit Enchanter, natürlich ein kleiner farbiger Junge mit einem Handheld ist und eure weibliche Teamkollegin die Farbe Pink hat - wer hätte das gedacht? Beim Sound überzeugt der Titel von Hideki Kamiya mit krachenden Soundeffekten und einer trashig tollen Musikuntermalung, die mitunter an die Superheldenserien der 80er erinnert.
Insgesamt ist The Wonderful 101 zwar nicht wundervoll, aber zumindest sehr gut geworden. Die Entwickler von Bayonetta haben sich viel Mühe gegeben The Wonderful 101 abwechslungsreich zu gestalten, dem Spiel ihren eigenen Humor spendiert und viel Action in den Titel gebracht, so dass man ihm seine Herkunft durchaus anmerkt. Der Versuch das GamePad immer sinnvoll ins Spiel zu integrieren ist dagegen nicht völlig gelungen. Zusammen mit ein paar anderen kleinen Details sorgt das dafür, dass The Wonderful 101 zwar nicht der ganz große Knaller geworden ist, aber gerade die momentan so vernachlässigte Gruppe der erfahrenen Zocker (um das Wort "Hardcore" mal nicht zu gebrauchen) darf sich mit The Wonderful 101 auf eine actiongeladene und heiße Reise durch die Welt der Superhelden freuen und wird damit sicher ihren Spaß haben.
Sehr gut
„Wundervolle, exklusive Wii U-Action mit 101 Superhelden von den Bayonetta-Machern.“
Markus Schnittka
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Datum: | 19.08.2013, 18:55 Uhr |
Autor: | Markus Schnittka |
Themen: | Wii U |