Ich geb Gas, ich will Spaß! Wer diesen Leitsatz bisher auf der Nintendo Wii U umsetzen wollte, schaute buchstäblich in die Röhre. Endlich hat sich jedoch ein Entwickler erbarmt und das erste Rennspiel auf Nintendos HD-Konsole gebracht. Dabei handelt es sich um Need for Speed: Most Wanted U von Electronic Arts. Wir haben uns für euch hinter das Steuer geklemmt und herausgefunden, wie viel Spaß die Rennen gegen die Cops wirklich machen.
Auf der Nintendo Wii hat sich die Need for Speed-Serie von Electronic Arts nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Mal fehlten Funktionen, dann wieder Spielmodi und grafisch konnten die Versionen für die Bewegungskonsole sowieso nie mit den HD-Zwillingen mithalten. Nachdem Nintendo mit der Wii U mittlerweile allerdings ebenfalls im HD-Zeitalter angekommen ist, sollte die technische Hürde nun nicht mehr bestehen. Umso erfreulicher ist es daher, dass die Umsetzung des aktuellen Ablegers der Serie, Need for Speed: Most Wanted, auf der Nintendo Wii U sogar von Criterion Games selbst vorgenommen und nicht an ein unbedeutendes, kleines Studio abgegeben wurde. Die Entwickler selbst haben dabei bereits vor dem Release mehrfach davon geschwärmt, dass es sich um die angeblich technisch beste Version des Titels handelt soll.
Rein vom Gameplay her merkt man Need for Speed: Most Wanted U dabei seine Wurzeln an: Die Burnout-Macher von Criterion Games haben sich stark an Burnout: Paradise orientiert, indem sie euch eine offene Spielwelt vorsetzen, die es zu erkunden gilt. Der Einstieg ist recht knapp gehalten, denn nach einem kurzen Intro sowie einem ersten Rennen seid ihr euch selbst überlassen. Hauptziel des Spiels ist, dass ihr euch in der Most Wanted-Rangliste nach oben arbeitet. Das funktioniert, indem ihr euch um die so genannten Speed Points bemüht. Diese erhaltet ihr, indem ihr Events absolviert und darin natürlich möglichst gut abschneidet. Dazu gehören Rennen gegen die Zeit genauso wie gegen andere Gegner.
Doch auch alle möglichen anderen Aktivitäten im Spiel können euch Speed Points bringen. Verfolgungsjagden mit der Polizei gehören zu Need for Speed einfach dazu und finden sich natürlich auch in Need for Speed: Most Wanted U wieder. Sucht euch Abkürzungen und Schleichwege, um eure Verfolger abzuhängen oder drängt eure Widersacher ganz einfach in den Gegenverkehr, um sie auszuschalten. Diese Takedowns genannten Manöver dürften Kenner der Burnout-Reihe bereits bekannt sein, stehen Need for Speed: Most Wanted U allerdings ebenfalls gut zu Gesicht. Dies gilt auch für den eindeutigen Arcade-Einschlag, den die Serie seit der Übernahme von Criterion Games bekommen hat. Vorbei sind die Zeiten der inszenierten Stories und aufpolierten Menüs, jetzt wird ohne Rücksicht auf Verluste durch die City geheizt.
Dazu passt es ganz gut, dass alle Karren von Beginn an zur Verfügung stehen. Ihr müsst diese nur in der weit angelegten Stadt finden, schon könnt ihr umsteigen. Auch eine Reparatur eures beschädigten Boliden inklusive neuer Lackierung gibt es sofort, sobald ihr eine Werkstatt durchfahren habt. Wer die Erkundungstour der Stadt scheut, darf sich dank dem Feature Easy Drive auch immer den direkten Weg zum nächsten Rennen anzeigen lassen. Bis ihr dort angekommen seid, könnt ihr ein paar Drifts absolvieren, durch hohe Geschwindigkeiten Radarfallen auslösen und durch Werbetafeln springen, was euch alles die bereits erwähnten Speed Points bringt. Dies ermöglicht euch eine recht große Freiheit, wie ihr Need for Speed: Most Wanted U spielen wollt. Wer sich seine Speed Points nicht in Rennen, sondern lieber durch andere Aktionen in der Stadt verdienen will, kann dies genauso tun.
Dennoch hätten die an euch gestellten Herausforderungen gerne noch etwas abwechslungsreicher ausfallen dürfen. Spring- und Rundkursrennen machen einen Großteil der Aufgaben aus. Der Rest sind meist Zeitrennen oder die Flucht vor den Cops. Mit einigen Wagen gibt es allerdings noch spezielle Herausforderungen. Wer also alles im Spiel sehen will, muss mit einem Großteil der erhältlichen Karren unterwegs sein und die Spielwelt erkunden. Hin und wieder werden euch dabei einzelne Events zumindest auf der Karte markiert. Da der DLC "Ultimate Speedpack" bei Need for Speed: Most Wanted U bereits enthalten ist, stehen euch noch mehr Fahrzeuge als im normalen Spiel zur Verfügung. Die 25 Bonusboliden und die weiteren Herausforderungen wurden dabei ohne Anmerkung direkt ins Spiel integriert. Somit kann es vorkommen, dass ihr bereits recht früh mit einem fortgeschrittenen Fahrzeug aus dem Fuhrpark unterwegs seid, was euer fahrerisches Können ziemlich fordert und anfangs für reichlich Crashs aufgrund der hohen Geschwindigkeit sorgen dürfte.
Wer nicht gerne alleine spielt, darf sich auch einen Freund vor die Konsole holen. Allerdings ist der Offline-Multiplayer des Spiels ein wenig fragwürdig geworden. Wer aktiv den Wagen steuern will, braucht einen alternativen Controller. Der Spieler mit dem GamePad dagegen darf dann via Touchscreen diverse Manipulationen während des Rennens vornehmen und beispielsweise zwischen Tag und Nacht ändern, den Wagen samt Farbe wechseln oder bei einer Verfolgungsjagd die Cops ärgern. Das sind alles Dinge, die ihr auch alleine mit dem GamePad verändern könnt. Richtig gerast werden darf mit dem Online-Multiplayer. Hier findet ihr euch mit maximal fünf weiteren Spielern zu heißen Rennen ein. Ihr dürft dabei entweder ein eigenes Spiel erstellen und Freunde aus eurer Freundesliste einladen, oder aber an einem öffentlichen Spiel teilnehmen. In öffentlichen Spielen startet die Challenge allerdings erst, wenn alle Spieler einen bestimmten Treffpunkt erreicht haben. Zudem könnt ihr nicht auswählen, welche Art Event ihr spielen wollt. Dies ist dem Zufall überlassen und so kann es mal ein Rennen, mal eine Takedown-Herausforderung und mal ein Stunt-Event sein. Da hierbei teils die Fahrzeugwahl ebenfalls stark eingeschränkt ist, wird sicher nicht jeder seine Freude an diesem Spielmodus haben.
Technisch geht dabei die Framerate nur selten mal kurz in die Knie. Das ist aber zu verkraften, hat Criterion Games der Wii U-Fassung doch die höher aufgelösten PC-Texturen spendiert und es so grafisch im Vergleich zu den anderen Konsolenversionen ein gutes Stück aufgewertet. Schöne Spiegeleffekte, tolle Lichtblitzer und fulminante Crashs gehören dabei zur Tagesordnung. Ebenfalls punkten kann der Sound, der mit einer passenden musikalischen Untermalung aufwartet. Rast zu den Klängen von The Chemical Brothers und Green Day über die Pistet, lauscht dem komplett deutsch synchronisierten Polizeifunk und hört das Glas splittern, wenn ihr euren Opponenten in den Gegenverkehr drückt. Hier passt einfach alles, um das Spiel optimal zu untermalen und eine einwandfreie, authentische Atmosphäre zu schaffen. Die Fahrphysik der einzelnen Boliden unterscheidet sich teils recht stark voneinander, so dass mitunter eine gewisse Einspielzeit notwendig sein könnte. Da Need for Speed: Most Wanted U alle erdenklichen Controllervarianten unterstützt, findet hier sicherlich jeder seine favorisierte Variante.
Endlich können Tempofetischisten auf der Nintendo Wii U ungebremst über die Pisten rasen und das Gaspedal bis zum Bodenblech durchdrücken. Mit Need for Speed: Most Wanted U bringt Criterion Games eine technisch einwandfreie Umsetzung des Rennspiels auf Nintendos aktuelle Konsole und besticht dabei mit viel Umfang und grafischen Verbesserungen im Vergleich zu den anderen Konsolenversionen. Die Integration des GamePads ist ebenfalls gelungen und als Ausgleich für die lange Warzeit wurde dem Spiel mit dem "Ultimate Speedpack" gleich der ersten DLC für das Spiel kostenlos mit auf die Disc gepackt. Ein paar Entscheidungen bezüglich des Gameplays wie der Mehrspieler-Modus sind zwar durchaus fraglich, trüben den ingesamt mehr als positiven Gesamteindruck aber nur bedingt. Rennspielfans sollten also definitiv zugreifen.
Die Bilder in diesem Artikel stammen vom Presseserver von Electronic Arts. Vielen Dank an Electronic Arts für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Need for Speed: Most Wanted.
Sehr gut
„Technisch starkes Rennspiel mit viel Umfang, viel Tempo und ein paar fragwürdigen Design-Entscheidungen, die eine noch höhere Wertung verhindern.“
Alexander Geisler
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Datum: | 17.04.2013, 10:52 Uhr |
Autor: | Markus Schnittka |
Themen: | Wii U |